Neuer Rohstoff aus alten Fenstern: Ressourceneffizienz bei energetischer Sanierung in Wülfrath

Die Rohstoffgewinnung hat im bergischen Wülfrath eine lange Tradition. Mitten im größten Kalkstein-Abbaugebiet Europas gelegen, wurde hier bereits im Mittelalter Kalkstein gebrochen und gebrannt. Bis heute wird der Rohstoff von Wülfrath aus unter anderem an die Bau- und Stahlindustrie geliefert.

Der Abbau von Rohstoffen ist vielleicht nicht das Erste, an das man bei einer energetischen Sanierung denkt, wie sie gerade im Auftrag der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG Wülfrath GmbH an der Mettmanner Straße 102 – 110 durchgeführt wurde. Energetisch fit gemacht wurden hier die insgesamt 20 Wohnungen durch eine Fassadendämmung und nicht zuletzt durch den Einbau des Kunststofffenstersystems Thermo 6 von Schüco. Jedoch nicht nur beim Einbau hat sich die GWG zusammen mit dem ausführenden Fensterbauunternehmen Brandenstein Bauelemente aus Haan an nachhaltigen Aspekten orientiert. Man setzt auch auf Ressourceneffizienz: Als Reservoir für neuen Rohstoff dienen in diesem Fall die knapp 180 ausgebauten alten Fenster aus PVC. Seit den 1970er Jahren hatten sie an der Mettmanner Straße gute Dienste geleistet. Nun werden sie recycelt. Das hieraus wieder gewonnene Regranulat geht nicht nur in guter Wülfrather Tradition an die Baubranche. Vielmehr wird darüber hinaus sogar ein Kreislauf geschlossen. So dient das Regranulat als qualitativ gleichwertiger Rohstoff wieder für die Herstellung von neuen Fenster- und Bauprofilen.

Ein Verfahren, das die GWG und die Fensterbauer von Brandenstein voll überzeugt hat: „Angesichts drohender Ressourcenknappheit ist für uns das Recycling selbstverständlich“, so Martin Maurer von der technischen Hausverwaltung der GWG. Carsten Puley, Geschäftsführer von Brandenstein, ergänzt für sein Unternehmen: „Die Rückführung ist ökologisch und für uns auch ökonomisch sehr sinnvoll. Daher werden wir auch in Zukunft auf das Recycling von Kunststofffenstern setzen.“ Das werkstoffliche Recycling der gebrauchten Kunststofffenster aus Wülfrath erledigt in seinen hochmodernen Recyclinganlagen die Dekura GmbH aus Höxter. Wiederverwertet werden hier Fensterrahmen aus ganz Deutschland und Europa.

Ein praxiserprobtes Sammelsystem mit verschiedenen Behältern ermöglicht dabei wie in Wülfrath flächendeckend eine schnelle und flexible Übernahme des Altmaterials. Im Werk entsteht nach der Abtrennung von Glas, Metallen, Gummidichtungen, Bauschäumen und anderen Störstoffen ein PVC-Mahlgut, das als Ausgangsmaterial für hochwertiges, fast 100 Prozent sortenreines Granulat verwendet wird. In den neuen Fensterprofilen ist der wiedergewonnene Rohstoff, ummantelt mit PVC-Neumaterial, dann als Recyclingkern zu finden.

Dekura ist einer der Recyclingpartner der Rewindo GmbH mit Sitz in Bonn, die seit 2002 das Recycling alter Kunststofffenster, -rollladen und -türen bundesweit mit wachsendem Erfolg organisiert. So konnten 2016 mehr als 29.000 Tonnen PVCRegranulat gewonnen werden. Dies entspricht nahezu 1,8 Millionen recycelter Altfenster. Hinzu kommen über 74.000 Tonnen Produktionsabfall. Aufgaben und Maßnahmen der Rewindo GmbH stehen im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der freiwilligen Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Branche, VinylPlus.