PVC-Recycling in Deutschland

Gebrauchte PVC-Produkte sind zum Wegwerfen viel zu schade. Um wertvolle Ressourcen zu schonen, hat die PVC-Branche deshalb die Wiederverwertung der wichtigsten PVC-Produkte organisiert und setzt sich hier auch für die Zukunft ehrgeizige Ziele.

Steigende Verwertungenquoten

VinylPlus Deutschland (vormals AGPU) und andere Verbände beauftragen die Conversio Market & Strategy GmbH in regelmäßigen Abständen mit der Erhebung abfallrelevanter Zahlen für PVC in Deutschland. Im Jahr 2017 lag die PVC-Abfallmenge bei 695.000 Tonnen (647.300 Tonnen in 2013). Das entspricht 1-2 Prozent des gesamten Abfallaufkommens. Der Anteil an Nachgebrauchs-Abfällen („post-consumer“) in dieser Menge lag bei ca. 568.100 Tonnen (520.300 Tonnen in 2013). Davon wurden ca. 155.000 Tonnen (140.000 Tonnen in 2013) werkstofflich und rohstofflich recycelt. Nimmt man die Produktionsabfälle („post-industrial“) dazu, so erhöht sich die stofflich verwertete Menge auf insgesamt ca. 257.000 Tonnen (243.000 Tonnen in 2013). Tatsächlich liegt die verwertete Menge aber noch höher, denn nicht von der Statistik erfasst ist das so genannte „In-House Recycling“. Dabei werden die an der Verarbeitungsmaschine anfallenden Produktionsabfälle zerkleinert und anschließend sofort wiederverwertet.

Bezogen auf die Gesamtabfallmenge („post-consumer“ und „post-industrial“) liegt die stoffliche Verwertungsquote bei ca. 37 %. Weitere PVC-Abfälle werden heute nach dem Stand der Technik – hauptsächlich in Müllverbrennungsanlagen – energetisch verwertet. Da PVC einen ähnlichen Heizwert wie Braunkohle hat (ca. 19 MJ/kg), trägt der Werkstoff positiv zur Energiebilanz bei der Verbrennung von Hausmüll (ca.11 MJ/kg) bei.

Werkstoffliche Verwertung

Werkstoffliches Recycling ist in der PVC-Produktion und -Verarbeitung schon seit vielen Jahrzehnten üblich. Der größte Teil von sortenreinen Abfällen gelangt direkt in die Produktion zurück. Für die Wiederverwertung der post-consumer-Abfälle („Nachgebrauchs-Abfälle“) hat die PVC-Branche seit Anfang der 1990er Jahre eine Reihe von Initiativen entwickelt, die fest im Markt etabliert sind.

In der Abfallwirtschaft sind bei den PVC-Abfällen Bauprodukte mengenmäßig am bedeutendsten. Um diese Abfälle kümmern sich in Deutschland die Arbeitsgemeinschaft PVC-Bodenbelag Recycling (AgPR) oder der Industrieverband Kunststoffbahnen Europe e.V. (Planen, Membranen, Zelte und Kunstleder). Für Fenster hat die Rewindo GmbH mit ihren Recyclingpartnern ein flächendeckendes Rücknahmesystem eingerichtet. Seit vielen Jahren fördert schließlich der Kunststoffrohrverband e.V. (KRV) das werkstoffliche Recycling und sorgt zusammen mit der PreZero Kunststoffrecycling GmbH & Co.KG in Börde-Hakel für die Verwertung von Kunststoffrohr-Abfällen. Die PVC-Branche in Deutschland kooperiert darüber hinaus mit der von VinylPlus® gegründeten europäischen Initiative Recovinyl.

Auch für Verpackungen, Kabel, Kreditkarten und gemischte PVC-Abfälle gibt es Recyclingangebote. Diese und eine Vielzahl von Recyclingprodukten sind im PVC-Recycling-Finder aufgelistet. Mit ihren zukunftsfähigen Rücknahme- und Verwertungssystemen für ihre Altprodukte leistet die PVC-Branche einen großen Beitrag zur Ressourceneffizienz und zum nachhaltigen Wirtschaften.

Rohstoffliche und chemische Verwertung

Durch thermische Behandlung von PVC-Produkten lässt sich Chlorwasserstoff in reiner Form gewinnen. Dabei wird der Kohlenwasserstoff-Anteil im PVC im gleichen Prozess zur Wärme beziehungsweise Stromgewinnung genutzt. Beim chemischen Recycling erzeugt man aus dem anteiligen Stoffstrom der Kohlenwasserstoffe Pyrolyseöl oder Synthesegas. Der Chlorwasserstoff kann z.B. wieder in die PVC-Produktion zurückgeführt werden. Diese rohstofflichen und chemischen Verfahren unterteilen sich in Prozesse mit und ohne Chlorlimitierung. Dabei eignet sich das Verwertungsverfahren ohne Chlorlimitierung vor allem für verschmutzte und PVC-reiche Kunststoffmisch-Fraktionen. Die PVC-Branche untersucht -vor allem auf europäischer Ebene – bereits seit 1992 geeignete Technologien zur rohstofflichen Verwertung PVC-reicher Abfallströme. Dabei sollte der Input für die chemischen und rohstofflichen Verfahren auf vermischte und verschmutze PVC-Abfälle beschränkt sein, auch sollten hier nicht PVC-Abfälle aus der getrennten Erfassung und Sammlung verwertet werden, für die es etablierte werkstoffliche Verfahren gibt. In der Summe befindet sich das rohstoffliche -und chemische Kunststoff-Recycling jedoch noch im Aufbau.